Klimawandel und Wald: Eine nachhaltige Bewirtschaftung ist auch für das Klima gut.
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Agrartrend

Klimaretter Wald

15.04.2021
 

Rund ein Drittel der Landfläche unseres Planeten ist mit Wald bedeckt. Er ist ein bedeutender Gegenspieler des Klimawandels und speichert zirka 653 Milliarden Tonnen Kohlenstoff. Das entspricht den globalen Emissionsmengen von etwa 75 Jahren. Erfahren Sie, was der Wald noch vermag und wie es derzeit um ihn steht.

Wälder können die Folgen des Klimawandels wie Hitzewellen, Überschwemmungen und Stürme abmildern. So senken Waldgürtel durch die Verdunstungskälte, die sie produzieren, die Temperatur nachhaltig. Bis zu zehn Grad macht beispielsweise der Unterschied zwischen München und den umliegenden Wäldern aus. Waldbestände schützen vor Erosion und Hochwasser. Zudem fungieren sie als Sturmbremse. Denn Bäume nehmen Schwingungen auf und damit dem Wind die Kraft.

Wie wirkt sich der Klimawandel auf den Wald aus?

Gleichzeitig leidet der Wald unter den veränderten Umweltbedingungen. So hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in Deutschland bekanntgegeben, dass die vergangenen drei Dürrejahre, der massive Borkenkäferbefall, Stürme und vermehrte Waldbrände den deutschen Wäldern auch auf lange Sicht massive Schäden zugefügt haben. Die im Februar 2021 veröffentlichte Waldzustandserhebung dokumentiert die schlechtesten Ergebnisse seit 1984. Vier von fünf Bäumen haben lichte Kronen. Der Kronenzustand sei wie ein Fieberthermometer. Er verdeutliche, wie es den Bäumen gehe. Die Waldzustandserhebung habe gezeigt: die deutschen Wälder seien krank, so Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft bei der offiziellen Vorstellung des Waldzustandsberichts.

Mehr Dürren, mehr Überschwemmungen, ein deutlicher Rückgang der Artenvielfalt bei Pflanzen, Insekten und Wirbeltieren – die Agrarwirtschaft ist im besonderen Maße von den Folgen der Erderwärmung betroffen. Sie ist auch besonders gefordert, Strategien zu entwickeln, wie sie am besten mit den Veränderungen umgeht. Die Probleme sind vielschichtig, einfache Lösungen gibt es nicht, aber bereits viel versprechende Ansätze. Welche Anpassungsstrategien entwickelt werden, lesen Sie in unserem Artikel Klimawandel in der Agrarwirtschaft.

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In anderen Teilen der Welt geht es dem Wald nicht besser. Vielen Menschen sind die verheerenden Waldbrände im Amazonas-Regenwald 2019 im Gedächtnis geblieben. Ihre Ursache war vor allem, neben der vereinzelt bewussten Feuerlegung zur Flächenrodung, eine selbst in der Trockenzeit ungewöhnlich extreme Dürre: Im August verbrannten innerhalb von nur fünf Tagen 471.000 Hektar Wald, Weiden und Felder.

Walderhalt ist Klimaschutz: Maßnahmen für einen gesunden Wald

Für den Erhalt gesunder Waldbestände gibt es global eine Vielzahl von Initiativen. Ungewöhnliche Wege gehen Forscher des Projekts „Treewatch“ der belgischen Universität Gent. Sie haben Bäume mit Sensoren ausgestattet. Diese überwachen alle Vitalfunktionen, von der Wurzel bis zur Krone, und senden die erfassten Daten per WLAN direkt an Treewatch. Für einzelne Bäume haben die Forscher sogar einen Twitteraccount angelegt. Registrieren Sensoren, dass der Baum zu trocken ist, twittert er: „Hilfe, ich habe Durst!“ 

Künstliche Intelligenz (KI) setzt auch das kleine deutsche Start-Up „Vision Impulse“, ein Ableger des Kaiserslauterner Forschungszentrums, ein. Auf Basis von Satellitenaufnahmen werden Daten über Bäume erfasst und Langzeitschäden an Wäldern ermittelt. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, automatisiert den Gesundheitszustand von Wäldern auf der ganzen Welt zu dokumentieren. Dabei nutzt „Vision Impulse“ künstliche Neuronale Netzwerke. Sie lernen selbstständig Muster in den Waldaufnahmen zu erkennen. In einem ersten Schritt erfassen sie Umrisse, bis sie schließlich einzelne Baumarten voneinander unterscheiden können. Dabei sei es noch schwer, die Neuronalen Netzwerke auf verschiedene Waldgebiete anzuwenden, erklärt Firmengründer Benjamin Bischke. "Der Pfälzerwald sieht nun mal anders aus als der Amazonas", so Bischke. Derzeit beschäftigt er sich damit, seine KI-Modelle schneller übertragen zu können, um sie besser für die unterschiedlichen Erdteile einzusetzen.

Wälder pflanzen gegen Klimawandel

Ein wichtiges Mittel zur Wiederherstellung und zum Erhalt von Wäldern ist die Aufforstung von Flächen. Sind Forstbestände zu stark geschädigt, reicht eine Naturverjüngung, also die Entstehung von Bäumen durch herabgefallene oder angeflogene Samen von der umstehenden Vegetation, nicht mehr aus. Bäume müssen zusätzlich gepflanzt werden. Auf internationaler Ebene gibt es eine Vielzahl von Vereinbarungen zur Wiederherstellung von Wäldern. Hierzu gehört die im Jahr 2014 verabschiedete „New York Declaration on Forests“ (NYDF), die zum Ziel hat, Entwaldung vollständig zu stoppen. Zusätzlich beabsichtigt sie, dass Wälder und baumreiche Landschaften auf einer Fläche von 350 Millionen Hektar bis zum Jahr 2030 aufgeforstet werden sollen. „Die New York Declaration on Forests ist ein großer Erfolg und ein wichtiges Mittel, Entwaldung weltweit zu stoppen. Sie wird nicht nur von verschiedenen Regierungen mitgetragen. Sowohl die Privatwirtschaft als auch Bevölkerungsgruppen, wie indigene Völker, unterstützen die Vereinbarung“, erklärte Peter Holmgren, Generaldirektor des „Center for International Forestry Research“ (CIFOR) beim internationalen „Colloquium on Forests and Climate“ an der Columbia University in New York, 2014.

Nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern

Auch eine nachhaltige Bewirtschaftung führt zu mehr Wald- und Klimaschutz. Zu diesem Ergebnis kommt die Forschungsinitiative „Nordic Forest Research“, in der sich Island, Norwegen, Schweden, Finnland und Grönland engagieren. Bäume, die wachsen, nehmen mehr CO2 auf, als sie abgeben. Bei alten Bäumen ist das umgekehrt. Ein bewirtschafteter Wald erntet ältere Bäume mit reduziertem Wachstum und ersetzt diese durch Junge. Daher ist das Ernten von Bäumen und die Bewirtschaftung des Waldes das wichtigste Instrument, um ein hohes Wachstum und eine hohe CO2-Bindung zu erhalten. Das wusste auch schon Hans Carl von Carlowitz, der als Begründer der Nachhaltigkeit gilt. Vor über 300 Jahren, im Jahr 1713, hat er in der Forstwirtschaft die Nachhaltigkeit als Wirtschaftsprinzip beschrieben und in seinem Buch „Sylvicultura Oeconomica“ wissenschaftlich begründet. Von Carlowitz hat damit die Welt verändert. Heute ist der Begriff nicht nur in der Waldbewirtschaftung bekannt. Nachhaltigkeit berücksichtigt ökologische, ökonomische und soziale Aspekte und ist weltweit für viele Firmen und Konzerne integraler Bestandteil ihrer Unternehmensstrategie.  

 

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