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Digitalwelt

Bestens verknüpft

28.05.2019
 

Welche Urtiere des Universums sehen wir wohl auf diesem Bild? Ein kleiner Hinweis: Was hier gezeigt wird, ist in Wahrheit nur allzu menschlich. Es ist sicherlich eines der besten derzeit existierenden Netzwerke. Aber Vorsicht: Es hat nichts mit Social Media zu tun.

Vernetzte Informationen sind so alt wie wir Menschen selbst. Schließlich besteht unser Gehirn aus bis zu 100 Milliarden Nervenzellen, den Neuronen, die Signale von unseren Sinneseindrücken wie zum Beispiel Schallwellen in Impulse und letztlich in Wissen verwandeln. Alle Neuronen sind über Synapsen miteinander verbunden und feuern mithilfe chemischer Botenstoffe, den sogenannten Neurotransmittern, ständig Informationen in unserem Kopf hin und her. So lernen wir Menschen; und wir tun das in jeder Situation, in jedem Alter und in jeder Lebenslage. Alle Neuronen sind gleich aufgebaut und haben einen Ein- und einen Ausgang für Informationen. So kann jedes von ihnen als Sender oder Empfänger fungieren. Im Verlauf unseres Lebens kommt dadurch eine Menge Wissen in den Falten und Windungen unserer grauen Zellen zusammen. Neuronen formen unsere Erinnerungen, unsere Überzeugungen, Emotionen und unsere Kognition, ja letztlich unsere gesamte Identität.

Genau diese Prozesse im menschlichen Gehirn bilden künstliche neuronale Netze nach. Sie basieren auf Computerprogrammen, die aus einer Datenfülle logische Schlüsse ziehen. Indem sie diese Daten zu sinnvollen Einheiten verknüpfen, verarbeiten sie Informationen. Das nennt sich Deep Learning und basiert ebenfalls auf Neuronen – in Form von programmierten Funktionen. Ein künstliches Neuron erhält von vielen anderen Neuronen Input in Form von Zahlen und gewichtet diese nach ihrer jeweiligen Relevanz. Diese Bewertungen können durch das Training der Neuronen geändert werden. Das künstliche neuronale Netz wiederum besteht aus zahlreichen übereinandergeschichteten solchen Funktionen. Erst durch die Verknüpfung extrem vieler Neuronen entsteht eine künstliche Intelligenz, denn die einzelnen Einheiten können sehr wenig. Beispiele gefällig? Beim chinesischen Brettspiel Go werden schwarze und weiße Steine abwechselnd auf dem Spielfeld platziert. Es gilt als wesentlich komplexer als Schach. Bereits 2015 stach das KI-Programm AlphaGo mehrere Spitzenspieler von Weltrang aus, mithilfe eines künstlichen neuronalen Netzes und viel Übung in Form von Deep Learning. Wenig später besiegte die KI Alpha Go Zero die Vorgängerversion. Sie hatte nicht mehr im Spiel gegen Menschen trainiert, sondern im Vorfeld nur noch Spielzüge gegen sich selbst berechnet. Auch Apples Sprachassistentin Siri arbeitet auf Basis einer solchen KI und selbstfahrende Autos lernen mithilfe Künstlicher neuronaler Netze autonom zu lenken. Möglichen Anwendungsbereichen sind in Zukunft aber kaum Grenzen gesetzt: Sie reichen von Bild-, Text-, Gesichts- und Fehlererkennung über medizinische Diagnostik, Frühwarnsysteme bis hin zu Maschinenübersetzungen.  

 

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