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Beliebte Fruchtexoten dieser Welt

07.02.2018
 

Mangos, Avocados & Co. sind längst zur Normalität im Obstregal geworden, und ihr Anteil wächst weiter. Wer mit ihnen handelt, braucht allerdings viel Fingerspitzengefühl.

Peter Nordmann* hat stressige Wochen hinter sich. In der Weihnachtszeit kaufen die Menschen besonders viele exotische Früchte – ein guter Teil der Jahreseinkaufsmenge, für die Nordmann zuständig ist, wird für die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr benötigt, und anschließend kann sich auch keiner ausruhen. Die Nachfrage ist fast den ganzen Winter über besonders hoch. Nordmann freut sich über die guten Umsätze. Denn er arbeitet als Produktionsleiter bei einem niederländischen Anbieter für Obst und Gemüse. Nahezu 200 Sorten haben sie im Programm. Rein logistisch ist das eine Mammutaufgabe. Schließlich soll jede Mango und jede Papaya genau zum richtigen Zeitpunkt ausgeliefert werden, und bei Nordmann laufen die Fäden zusammen.

„Die Kunden erwarten, dass die Früchte verzehrfertig in den Handel kommen, bestückt mit Aufklebern: ready to eat oder essreif. “

Exotische Früchte: Der globale Erntekorb

Anteil der verschiedenen Sorten an der Produktion weltweit

58%
22%
12%
4%
4%
Mangos, Mangostanen und Guaven
Ananas
Papaya
Kaki
Avocado
Der globale Erntekorb
Quelle: freshfel, 2012

Beliebtes Obst

Exotische Früchte gehören in den Supermärkten der Industrieländer längst zum Alltag, und die Produktion steigt. Keine andere Lebensmittelgruppe verzeichnet im Durchschnitt so hohe jährliche Zuwachsraten – während die weltweite Produktion der vier bedeutendsten Exoten Avocado, Papaya, Ananas und Mango 2008 noch bei 69 Millionen Tonnen lag, waren es 2017 geschätzt 92 Millionen Tonnen, also 33 Prozent mehr. Der größte Teil verbleibt zwar als Eigenbedarf in den produzierenden Ländern, die restlichen sieben Millionen Tonnen Exportware hatten dennoch einen Wert von etwa zehn Milliarden US-Dollar. Bananen, Kiwis und Zitrusfrüchte sind davon ausgenommen, da sie inzwischen so selbstverständlich zum hiesigen Speiseplan gehören, dass sie in den meisten Statistiken nicht mehr unter den Exoten aufgeführt werden. Bei den Exporteuren hat Costa Rica die Nase vorn, gefolgt von Mexico. Top-Importeur sind die USA, an zweiter Stelle folgt die Europäische Union, hier lieben vor allem Niederländer, Briten und Deutsche die Exoten.

„Ready to eat“

Nordmann beginnt seinen morgendlichen Rundgang bei den Mangos. Sie kommen mit dem Schiff an, zum Beispiel aus Mexiko, Israel, Brasilien, Peru und von der Elfenbeinküste. Früher wäre das nicht denkbar gewesen, denn die Reise dauert bis zu drei Wochen. Möglich wurde das erst durch die Entwicklung der sogenannten CA-Container. Das Kürzel steht für Controlled Atmosphere. Im Innern der Container herrscht also eine besondere Luft: Ein erhöhter Kohlendioxid-Gehalt und ein verringerter Sauerstoffanteil sowie eine hohe Luftfeuchte sorgen dafür, dass sich der Reifeprozess der Früchte verlangsamt. Zusätzlich werden sie gekühlt, aber weniger als zehn Grad dürfe es nicht sein, sonst droht ein Kälteschaden.

Nordmann nickt den Saisonarbeitern zu, die sorgfältig jede einzelne Frucht in die Hand nehmen, drehen und auf Schäden untersuchen. Der Produktionsleiter nimmt eine Mango und schneidet sie an. Sie ist noch fest, wie sie sein soll, hat aber auch schon etwas Süße – in Stichproben wird der Geschmack immer wieder getestet. Dazu gehören auch Kontrollen im Labor, die vor allem den Zuckergehalt bestimmen. Denn nichts ist so wichtig, wie den Reifeprozess im Griff zu behalten. Deswegen hat Nordmann auch immer ein Auge auf die Reifekammern. Stimmen Temperatur und Luftfeuchtigkeit? Denn die Kunden erwarten, dass die Früchte verzehrfertig in den Handel kommen, bestückt mit Aufklebern: „ready to eat“ oder „essreif“. Ananas, Granatapfel und Litschi hingegen werden nur gekühlt. Sie können nur vollständig genussreif geerntet werden.

"Fruchtanteile" nach Ländern

Die Top-Produzenten exotischer Früchte

 
Mango
 
Ananas
 
Papaya
 
Kaki
 
Avocado
Mango
Fruchtanteil in Tonnen
Ananas
Fruchtanteil in Tonnen
Papaya
Fruchtanteil in Tonnen
Kaki
Fruchtanteil in Tonnen
Avocado
Fruchtanteil in Tonnen
Quelle: freshfel, 2012

Tropische Früchte bei der BayWa

Vor zwei Jahren hat die BayWa die Mehrheit an TFC Holland B.V. (TFC) mit Sitz in De Lier übernommen und damit das Obstgeschäft um einen wichtigen Geschäftsbereich erweitert – TFC ist ein Spezialist für exotische Früchte, hauptsächlich für Avocado, Mango, Ingwer und Zitrusfrüchte. Insgesamt besteht das Portfolio aus nahezu 200 Obst- und Gemüsesorten. Das Kernobstgeschäft der BayWa wird somit um eine Reihe interessanter Spezialitäten erweitert, deren Umsätze seit Jahren wachsen.

Steigende Nachfrage

Dass die Nachfrage an exotischen Früchten gestiegen ist, hat verschiedene Gründe. Einen großen Anteil daran hat der Umstand, dass sich das Ernährungsverhalten in den Industrienationen verändert hat. Das Bewusstsein für gesundes Essen ist gestiegen, frische und natürliche Produkte sind gefragt. Vor allem mit steigendem Einkommen gönnen sich die Menschen mehr Exoten. Hinzu kommt der Hype der Medien um das sogenannte Superfood. Eine offizielle Definition gibt es nicht, verwendet wird der Begriff für natürliche Lebensmittel, deren Nährstoffzusammensetzung besonders gesund sein soll. Die Avocado trägt zum Beispiel diesen Titel. Die Folge: Seit 1990 hat der globale Importbedarf um durchschnittlich 14 Prozent pro Jahr zugenommen.

* Peter Nordmann arbeitet nicht in diesem Unternehmen. Sein Name steht stellvertretend für ein Team von Mitarbeitern, die sich für die Qualität der exotischen Früchte engagieren.

 

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