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In aller Munde

18.01.2018
 

Essen – morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König … so manche Weisheit haben wir schon seit der frühesten Kindheit im Ohr. Aber stimmt das auch? Einige Ernährungsmythen halten sich hartnäckig.

Starköche und Medien zelebrieren einen Ernährungstrend nach dem anderen. Aber wie steht es um das Verständnis für gesundes Essen in der Bevölkerung? Ein bewusster und richtiger Umgang mit Nahrung sollte am besten schon in der Kindheit gelernt werden, ist Prof. Dr. Berthold Koletzko überzeugt. Zeit, einigen Mythen auf den Grund zu gehen. Die Regel „Morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettler essen“, kennen viele sicherlich noch aus der Kindheit. Aber stimmt sie auch? Dazu der Professor für Pädiatrie: „Bei der Einteilung der täglichen Mahlzeiten geht es weniger um die Menge des Essens bei den Mahlzeiten, als darum, wie man sie über den Tag hinweg verteilt: Menschen, die drei Haupt- und zwei Zwischenmahlzeiten zu sich nehmen, haben im Schnitt weniger Übergewicht als diejenigen, die die gleiche Menge auf drei Portionen verteilen. Das heißt: Am besten speist man gar nicht wie ein Kaiser – oder nur zu besonderen Anlässen wie Familienfesten. Die Devise sollte lauten: moderat essen und dafür häufiger am Tag.“ Wir haben weitere bekannte Mythen auf den Prüfstand gestellt.

Der höchste Vitamin-C-Gehalt steckt in Zitronen

Zitrusfrüchte sind in jedem Fall gesund und enthalten viel Vitamin C. Allerdings gibt es viele andere Gemüse- und Fruchtsorten, die auch sehr viel Vitamin C enthalten: etwa Grünkohl, Brokkoli, Salzkartoffeln oder schwarze Johannisbeeren. Zitrusfrüchte wie Orangen enthalten übrigens, wenn man sie isst, statt daraus Saft zu pressen, noch mehr wichtige Ballaststoffe und sättigen stärker. Auch Äpfel und heimische Früchte liefern viel Vitamin C. Ideal ist es, die Vielfalt an Obst und Gemüse zu nutzen und fünf etwa faustgroße Obst- und Gemüseportionen am Tag zu essen, dann nimmt man viele verschiedene Vitamine zu sich. Ernährt man sich ausgewogen, kommt es eigentlich zu keinem Vitamin-C-Mangel.

Prof. Dr. Berthold Koletzko

ist Leiter der Abteilung Stoffwechsel- und Ernährungsmedizin im Dr. von Haunerschen Kinderspital am Klinikum der Universität München und Professor für Pädiatrie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Als Experte für frühkindliche Ernährung ist er auch Vorsitzender des Stiftungsvorstands der Stiftung Kindergesundheit.

BayWa Stiftung

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Das stimmt nicht immer. Aber wenn es um die Ernährung geht, ist es wichtig, Kinder für eine gesunde Entwicklung möglichst früh an einen ausgewogenen Umgang mit Lebensmitteln heran­zuführen. Dafür setzt sich die BayWa Stiftung ein, etwa mit dem Schulgarten-Projekt „Gemüse pflanzen. Gesundheit ernten“. Hier sorgen die Kinder unter anderem selbst für ihre gesunden Pausensnacks und bereiten gemeinsam leckere Mahlzeiten zu. In Arbeit ist außerdem eine Ernährungs-App, die in Zusammenarbeit mit der Stiftung Kindergesundheit erstellt wird. Die Stiftung hat bereits drei kostenlose Apps zur frühkindlichen Ernährung mitentwickelt: „Schwanger & Essen“, „Baby & Essen“ sowie „Kind & Essen“. Sie bieten viele Tipps für die Hosentasche.

Mehr Infos:
www.kindergesundheit.de
www.familie-gesund-ernaehrt.de
 

www.baywa-stiftung.de

Kartoffeln sind eine Kalorienbombe

Gekochte Varianten wie Salzkartoffeln sind keine ungesunde Kalorienbombe. Sie enthalten viel Vitamin C und nur circa 70 Kalorien pro 100 Gramm. Sie sind damit ein hochwertigeres Lebensmittel als Nudeln oder Reis. Allerdings: Die Zubereitung kann Kartoffeln in eine Kalorienfalle verwandeln. Im frittierten Zustand verbucht die gleiche Menge gleich viermal so viele Kalorien als die gekochten Knollen, also circa 280 Kalorien pro 100 Gramm! Allerdings können sich bei Salzkartoffelgerichten viele Kalorien in fetten Soßen verstecken. Als klassisches, sehr proteinreiches Gericht sind Salz­kartoffeln mit Spiegelei und Spinat empfehlenswert.

Kinder sollen viel Spinat essen

Wenn es ihnen schmeckt, dürfen Kinder viel Spinat essen, aber sie müssen es nicht. Spinat steht im Ruf, eine besonders gute Eisenquelle zu sein. Grundsätzlich enthalten alle dunklen Gemüsesorten Eisen, viel davon findet man etwa in Grünkohl, Mangold oder Schwarz­wurzel. Allerdings kann der menschliche Organismus das pflanzliche Eisen nicht so gut aufnehmen wie tierisches. Am besten lässt es sich verwerten, wenn man es mit Vitamin-C-haltigen-Speisen wie Kartoffeln kombiniert. Man sollte Kindern alle Gemüse immer wieder anbieten, auch Spinat. Insbesondere im Alter von sechs Monaten bis zu zwei Jahren möchten sie häufig nichts Unbekanntes essen. Studien belegen, dass Kinder neue Geschmäcker bis zu achtmal probieren müssen, bis sie sich daran gewöhnen. Es lohnt sich also, Neues mehrmals anzubieten. Kinder jedoch zu zwingen, den Teller leer zu essen, damit „das Wetter schön wird“, führt eher dazu, dass sie „schwierige Esser“ werden.

Je weniger Fleisch, desto besser

Der Durchschnittsdeutsche nimmt mit mehr als einem Kilo Fleisch pro Woche wesentlich mehr zu sich, als eigentlich empfehlenswert wäre. Ab und zu etwas Fleisch zu essen ist durchaus vorteilhaft für die Nährstoffversorgung – etwa mit Eisen oder Spurenelementen wie Zink. Insgesamt ist es ungesünder, ganz auf Fleisch zu verzichten, als moderate Mengen von 100 bis 150 Gramm pro Portion zu essen. Generell gilt: Lieber seltener und bewusster Fleisch verzehren und dafür zu hochwertigerem Fleisch greifen. Fleisch mit besserer Qualität tut nicht nur der Gesundheit gut, es schmeckt außerdem meist besser und steigert so den Genuss beim Essen. Mageres weißes Geflügel-, rotes Rind- und Schweinefleisch sind besser als verarbeitete Varianten: Wurstwaren können in Massen das Risiko für Darmkrebs steigern.

Scharfes Essen ist gut für die Gesundheit

Scharf gewürzte Speisen fördern die Darmbeweglichkeit, also die Muskelaktivität im Darm. Gerade in heißen tropischen Ländern ist dies von Vorteil, da dieses Klima Darmträgheit begünstigt. Die Datenlage spricht nicht unbedingt dafür, dass nun alle Menschen – auch in Ländern mit moderatem Klima – zur Chilischote greifen müssen; insbesondere wenn ihnen diese in der Suppe nicht schmeckt. Jeder sollte seine Speisen am besten so würzen, wie er sie mag. Denn beim Essen geht es nicht nur um Gesundheit, sondern auch um Lebensfreude. Und übrigens: Ballaststoffreiche Kost mit viel Gemüse fördert ebenfalls eine gute Verdauung.

Kaffee entzieht dem Körper Wasser

Ja. Kaffee führt zu einer leichten Erhöhung des Blutdrucks und fördert die Nierendurchblutung. Dadurch wird mehr Urin gebildet. In der Hauptstadt des Kaffeetrinkens, in Wien, erhält man daher zum Kaffee stets auch ein Glas Wasser. Es kommt natürlich auch darauf an, in welcher Form man den Kaffee trinkt, als Espresso oder Latte Macchiato. Grundsätzlich darf man der Wiener Tradition, zum Kaffee ein Glas Wasser zu trinken, getrost folgen.

Ein Glas Rotwein täglich schützt das Herz

Einige Studien belegen tatsächlich, dass ein moderater Verzehr von Alkohol statistisch gesehen das Risiko für Herz-Kreislauf-Sterblichkeit etwas senkt. Bei Frauen dürfte es somit täglich 0,1 Liter Wein sein, Männer könnten die doppelte Menge täglich zu sich nehmen. In der Realität wird Alkohol häufig in viel zu hohen Mengen verzehrt und kann zu Schäden an der Leber, der Bauchspeicheldrüse oder zu Krebserkrankungen führen. Außerdem enthält Alkohol viele Kalorien und kann für Übergewicht verantwortlich sein. Daher gilt auch hier: lieber ein Genuss in Maßen als in Mengen.

 

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